Krippenkonzept
1. Krippenpädagogische Schwerpunkte
Unsere pädagogischen Angebote sind auf den Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan und das Bayerische Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz abgestimmt und orientieren sich an den Grundsätzen des Situationsorientierten Ansatzes.
Bei diesen Angeboten handelt es sich um Sequenzen im Tagesablauf, die sich auf die gezielte Förderung eines Entwicklungsbereiches konzentrieren.
2. Eingewöhnung
Die Eingewöhnung in eine Kinderkrippe ist ein aktiver Anpassungs- und Lernprozess der Kinder, der durch ihre angeborene Bereitschaft, sich ihrer Umwelt aktiv zuzuwenden, getragen wird. Ohne die Anwesenheit eines Elternteils jedoch bricht diese Erkundungsbereitschaft der Kinder in den meisten Fällen in sich zusammen. Das Kind braucht Zeit, um eine zumindest bindungsähnliche Beziehung zu seiner Bezugserzieherin aufzubauen, mit dem Ziel, dass die Erzieherin nach einiger
Zeit die Funktion der sicheren Basis für das Kind in der Kinderkrippe übernehmen kann. Das
Bindungsverhalten des Kindes läuft dann in Abwesenheit seiner Eltern nicht mehr ins Leere,
sondern kann durch die Erzieherin aufgefangen werden.
Eingewöhnung ist kein Luxus, den sich die Einrichtungen gönnen, sondern eine
Notwendigkeit! Eingewöhnungen in Kinderkrippen sind ein Qualitätsmerkmal,
welches zeigt, dass dem Wohlbefinden des Kindes eine große Bedeutung beigemessen
wird.
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Die Eingewöhnungszeit orientiert sich immer an der Persönlichkeit und dem Wohlbefinden des Kindes
und folgt daher keinem starren Zeitplan.
Mit der Eingewöhnung in die Kinderkrippe ändern sich gleich drei Dinge: Die Umgebung und das
Spielzeug sind neu, eine fremde Erwachsene tritt an die Stelle der gewohnten Bezugsperson und
unbekannte Kinder konkurrieren mit einem um Spielzeug und Aufmerksamkeit. Damit es nicht zu einer
totalen Überforderung des Kindes kommt, ist ein stufenweises Vorgehen unerlässlich.
Die ersten drei Tage sind ausschließlich dazu da, dem Kind in Begleitung der Bezugsperson, die
Einrichtung näher zu bringen. Im Zeitraum von einer Stunde bekommt das Kind die Möglichkeit, die
Räume zu erkunden und erste Kontakte zur Bezugserzieherin zu knüpfen, während die Mutter/der
Vater als „sichere Basis“ im Hintergrund bleibt.
Nach diesen drei Tagen finden die ersten Trennungsphasen statt, die zunächst nur
10-15 Minuten dauern und dann pro Tag individuell erhöht werden. Die Eltern dürfen sich in dieser
Zeit außerhalb der Einrichtung aufhalten, sollten allerdings erreichbar bleiben.
Nach und nach werden die Grundsteine des Tagesablaufes (wie Mittagessen, Schlafen…) in die
Eingewöhnungszeit miteinbezogen und die Trennungszeiten immer weiter ausgedehnt, bis das Kind
den Tagesablauf verinnerlicht und die Erzieherin als neue Bezugsperson angenommen hat - also
vollständig eingewöhnt ist.
Ist eine sichere Bindung zwischen Kind und Erzieherin zu erkennen gilt die Eingewöhnung als
abgeschlossen.
3. Tagesablauf
Unser Tagesablauf ist als flexibles Handwerkszeug unseres Personals zu verstehen und ordnet sich
den Bedürfnissen der Kinder sowie den wechselnden Rahmenbedingungen unter.
07:00 – 09:00 Freispiel mit gleitender Brotzeit
09:15 – 09:45 Morgenkreis
09:45 – 10:30 pädagogische Förderangebote drinnen
10:30 – 11:30 Garten
11:30 – 12:00 gemeinsames Mittagessen
12:00 – 14:30 Mittagsruhe
Ab 15:00 Freispiel mit gleitender Brotzeit
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4. Freispiel
Das Freispiel nimmt in unserem
Krippenalltag eine zentrale Rolle ein und
basiert auf dem Grundsatz, die
Lernkompetenz des Kindes anzuerkennen
und zu nutzen. Die Kinder haben Raum
und Zeit ihr Spiel individuell ihren
Interessen, Bedürfnissen und ihrem
Entwicklungsstand gemäß frei zu wählen.
Hier kann sich das Kind ausprobieren und
entfalten, ohne das ein Erwachsener seine
Eigeninitiative beschneidet, oder seinen
Handlungsspielraum einschränkt. Hinzu kommt, dass die Kinder besonders im Freispiel
voneinander profitieren können. Die Vorbildfunktion eines Gleichaltrigen ist ungeahnt höher als die
eines Erwachsenen. Die Kinder lernen voneinander, inspirieren sich gegenseitig und helfen sich auf
spielerische Art und weise ihren Handlungsspielraum und ihren Ideenreichtum zu erweitern.
Das Freispiel bietet eine ungeahnte Vielzahl an Möglichkeiten Erlebnisräume für die Kinder zu
schaffen in denen verschiedenste Anreize frei zugänglich sind und Impulse gegeben werden, die es
Kindern ermöglichen, sich eigenständig und ganzheitlich zu bilden.
5. Der Morgenkreis
Der Morgenkreis mit seiner Regelmäßigkeit ist ein wichtiges Ritual für die Kinder, der ihnen
Orientierung im Tagesablauf bietet und ihr Gemeinschaftsgefühl intensiviert. Er fördert nicht nur
die sozialen und emotionalen Kompetenzen der Kinder, er schult ebenso Sprache, Ausdauer und
Konzentration.
Aktuelle Themen wie z.B. Geburtstage
oder jahreszeitlich bezogene Themen
werden mit Lieder-, Finger-, und
Kreisspiele begleitet und besprochen.
Je nachdem wie groß die Motivation der
Kinder am jeweiligen Tag ist, variiert die
Betreuerin die Dauer des Morgenkreises
individuell den Bedürfnissen der Kinder
entsprechend.
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6. Pädagogische Förder- und Bildungsangebote in der Krippe
Bei der Gestaltung unserer Angebote achten wir auf Vielseitigkeit, Alterstauglichkeit (gemessen an
Dauer und Schwierigkeitsgrad), Lebensnähe und einen hohen Aufforderungscharakter. Die Erzieher
tragen Sorge dafür, dass sich die Woche der Kinder abwechslungsreich gestaltet und somit das
Explorationsverhalten der Kinder intensiviert.
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6.1 Musikförderung
Von Geburt an lernen die Kinder Ihren Körper als Instrument kennen. Sie sind mit ihm vertraut
und können sich im Laufe der Zeit vielfältiger ausdrücken. Gleichzeitig machen sie mit der Stimme
eine Fülle von musikalischen Erfahrungen, entdecken Rhythmus, Klangfarben und Melodien. Um
die musikalische Unbefangenheit zu erhalten,
schaffen wir Situationen, in denen das Singen
unseren Kindern wohltut.
Neue Lieder werden nach ihrer Einführung
mehrere Male wiederholt, damit sich die Kinder
mit Melodie und Text vertraut machen können.
Wir vermitteln diese mit gezielter Betonung,
ausdrucksvoller Mimik und Bewegung, um die
Kinder zur Teilnahme zu animieren und Spaß am
Erleben von Musik und Rhythmus zu haben. Des
Weiteren haben die Kinder die Möglichkeit erste
Erfahrungen mit Orff-Instrumenten wie
beispielsweise Klangstäben, Rasseln und
Trommeln zu sammlen. Auch einfache
Altersgegenstände wie Dosen, Kochlöffel, Kochtöpfe
unterstützen die frühkindliche
Experimentierfreude.
6.2 Kreatives Gestalten
Wir bieten bewusst täglich wechselnde Materialien mit hohem Aufforderungscharakter an, die das
kreative Handeln und die Feinmotorik der Kinder fördert. Dabei steht die Stimulation aller Sinne
und das schaffen von Selbstbildungsprozessen
durch geweckte Neugierde im Vordergrund.
Experimentieren mit Farben und Maltechniken,
das Fühlen und Bearbeiten von
unterschiedlichen Papiersorten, der Umgang mit
Schere und Kleber ermöglichen den Kindern die
Welt der Kreativität zu entdecken, ohne großen
Wert auf das Endergebnis zu legen.
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6.3 Sprachkompetenz
Unsere Sprachförderung zeichnet sich durch die Achtung vor den individuellen
Kommunikationsmustern der Kinder aus. Die Kinder werden in ihren Versuchen verbal- und
nonverbal mit uns zu kommunizieren positiv verstärkt. Wir greifen durch aktives Zuhören die
Signale der Kinder auf, verbalisieren Bedürfnisse und Absichten sowie Gefühle der Kinder. Dadurch
entsteht eine Atmosphäre der gegenseitigen Wertschätzung, die es Kindern ermöglicht, Gefühle und
Gedanken angstfrei vor der Gruppe mitzuteilen und sich in andere einzufühlen.
Es kommt darauf an zu verstehen was das Kind meint und nicht nur zu hören, was es
sagt oder eben nicht sagt.
Mit Hilfe von Klatsch- Finger- Kreis- Sing und Bewegungsspielen, Säckchengeschichten,
Bilderbüchern etc. ebnen wir den Weg zu grammatikalischen Strukturen, trainieren Stimme
(Sprachrhythmus und Lautbildung), Gedächtnis und Aufmerksamkeitsspanne der Kinder und
erweitern auf spielerische Art und Weise ihren Wortschatz.
6.4 Naturwissenschaftliche-und Mathematische Bildung
Kinder haben von Natur aus ein großes Interesse an naturwissenschaftlichen und technischen
Phänomenen. Über das freie Spiel und das eigenständige Tun sowohl über eine sinnvolle
Raumgestaltung, erfährt das Kind den ersten Umgang mit Zahlen, Mengen und geometrischen
Formen. Dies sind mathematische Vorkenntnisse, auf denen weiter aufgebaut werden kann. Wir
fördern die Kinder im Umgang und begreifen von Formen, Farben, Mengen und Zahlen. Auch erste
Erfahrungen mit Maßeinheiten und naturwissenschaftlichen Gesetzen ist ein weiteres Ziel unserer
pädagogischen Arbeit.
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Bereits im Krippenalter ist frühkindliche Bildung in den Bereichen Naturwissenschaften und
Technik möglich. Wir wecken die Neugier auf alltägliche naturwissenschaftliche Phänomene, geben
den Kindern die Möglichkeit beim Experimentieren selbst Antworten zu finden.
6.5 Bewegungsförderung
Kinder brauchen für ihre Entwicklung vielfältige
Gelegenheiten zu Bewegungs- und
Wahrnehmungserfahrungen, damit sie Schritt für
Schritt ihre Umwelt erobern, soziale Kontakte
knüpfen und wichtige Erfahrungen über sich selbst
und ihren Körper machen. Die zur Verfügung
stehenden Geräte und Materialien wie Bälle, Reifen,
Klettermöglichkeiten und Rutschfahrzeuge, bieten
im vorgegebenen Handlungsrahmen variationsreiche Möglichkeiten für spontanes
Bewegungshandeln der Kinder.
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7. Selbständigkeitserziehung
Wir haben unterschiedliche Phasen in unserem
Tagesablauf, die gezielt auf die Förderung der
Selbstständigkeit der Kinder ausgerichtet sind. Diese
Zeit ist für die Entwicklung und das Erleben von
Selbstwirksamkeit, Selbstständigkeit und die
Persönlichkeitsentwicklung des Kindes besonders
entscheidend. Selbstständigkeitserziehung ist wichtig für
ein gesundes Selbstwertgefühl und eine hohe
Eigeninitiative der Kinder, die unverzichtbarer
Bestandteil lebenslanger Bildung bedeutet.
Besonders beim An- und Ausziehen der Kinder, beim
Wickeln und Essen achten wir darauf, den Kindern Zeit
und Raum zu geben ihrem Tempo entsprechend
selbstständig tätig sein zu können. Während dieser
Phasen nehmen die Erzieher eine bereithaltende, aber zurücknehmende Rolle ein. Unsere Kinder
dürfen sich zum Beispiel ihre Windeln selbst aus dem Fach nehmen und helfen beim Aufräumen
kräftig mit. Die Kinder erfüllt es mit Stolz, wenn sie aktiv am Tagesgeschehen mitwirken und die
Herausforderungen des Alltags selbstständig meistern können.
8. Übergang Krippe –Kindergarten
Nach der Krippenzeit hat Ihr Kind die Möglichkeit hausintern in den Kindergarten zu wechseln.
Da das Kind und die Eltern das Haus und das Personal schon weitgehend kennengelernt haben,
gestaltet sich die Eingewöhnung problemlos. Der Übergang wird in
Zusammenarbeit vom Krippen –und Kindergartenteam
individuell gestaltet. Begleitet von einer vertrauten
Erzieherin
erkundet das Kind regelmäßig den Alltag im Kindergarten:
der Morgenkreis, das Freispiel, das gemeinschaftliche
Singen, das Mittagsessen…
Sobald das Kind in der Gruppe seinen Platz gefunden hat
und für das Abenteuer „Kindergartenkind“ bereit ist, wird
es von der Gruppe herzlich aufgenommen.